Montag, März 26, 2007

"Ich habe ein Echo"

Wer bislang noch ein Zeichen für die Provinzialität deutscher Medien gebraucht hat, der bekam es gestern in kleinen Häppchen von RTL: Der Echo 2007...


In Mainz malt man noch Pappschilder. Lisa Bund - babyspeckige und aufgedonnerte DSDS-Kandidatin mit frenchmanikürten Fingern - hat hier "früher" (also vor acht Wochen) im Unterwäschegeschäft ihres Vaters in der Mainzer Altstadt als Verkäuferin gearbeitet. Seit sie nun ihre 15 Minuten Ruhm auf RTL auslebt, hängen im "Socken-Eck", so heißt das angebliche "Dessous-Geschäft" (BILD), selbstgemalte Pappschilder, durch die die Mainzer Passanten aufgefordert werden, für die kleine Lisa abzustimmen. So weit, so Privatfernsehen.

Jetzt trifft es sich aber ganz gut, dass sich der Sender aus Köln auch in diesem Jahr wieder für die Übertragung des überflüssigsten Musikpreises der Welt (nach dem BRAVO-Otto) entschieden hat, des ECHO 2007. Normalerweise ein weiterer Grund, sich das Einschalten zu ersparen. Aber den Tatort-Kommissar von gestern find ich blöd und so n bisschen Fremdschämen am Abend kann ja auch mal lustig sein. In punkto Fremdschämen wird man in den insgesamt über drei Stunden Übertragung nicht enttäuscht. Viel erschreckender ist aber, wie sich eine mittelmäßige, provinzielle und extrem entlarvende Veranstaltung zum Mittelpunkt des Pop-Universums hochjazzt - und wie RTL damit einmal mehr zeigt, dass es sich anstatt eine möglicherweise vorhandene Realität zu berichten, lieber eine eigene Realität kreiert und diese dem nichtfragenden Zuschauer vorsetzt und vor allem verkauft.

So sitzt zwischen zweifellos bewunderungswürdigen Musikern wie den Fanta 4 oder den Beatsteaks auch das übrig gebliebene Rudel der DSDS-Kandidaten. Alle in einer Reihe – wie beim Klassenausflug ins Theater. Sie sehen aus wie eine Gruppe Zehnjähriger, die man vom Kindertisch auf einmal zu den Erwachsenen dazu gesetzt hat. Die Tatsache, dass diese Möchtegern-Superstars nicht am Kindertisch - also draußen - bleiben mussten, zeigt aber schon, wie es um die Welt der deutschen Popmusik außerhalb der Intro bestellt ist: Provinzialität wohin man schaut. Eine 16-Jährige Schaufensterpuppe kriegt zwei Preise (LaFee) und Silbermond sind mit einem zu zwei Dritteln von Herbert Grönemeyer geklauten Lied die Abräumer des Abends. Wie so etwas passieren kann? Beim Echo wird die Vorauswahl der Kandidaten nicht nach Qualität oder Anspruch getroffen, sondern nach der Zahl verkaufter Platten in den abgelaufenen zwölf Monaten.

Umso erstaunlicher, dass man in RTL- und ECHO-Land so tut, als wäre man auf Augenhöhe mit den ganz Großen. Beispiel gefällig? Der Videotext von RTL verbreitet in jeder der geschätzten zwölf Werbepausen die frohe Botschaft weiter ins Land: „Weltweit genießt allenfalls der Grammy in Amerika ein höheres Ansehen als der Echo.“ Da fällt einem nix mehr ein. Abgesehen davon, dass sich die Macher der Brit-Awards oder der MTV VMAs vermutlich schlapp lachen über Auftritte wie die Möchtegern-Vamp-Präsentation von Yvonne „Der Hammerhai“ Catterfeld im Angelina Jolie-Look, zeigt auch die Präsenz der wirklichen Superstars in Berlin, wie angesehen der Preis so ist.

Konnte man sich Ende der 90er-Jahre noch damit rausreden, dass die richtigen Stars Berlin für zu langweilig befinden, so zählt diese Ausrede schon lange nicht mehr. Zur Berlinale kommt ja schließlich inzwischen auch ein Haufen richtiger Stars. Die einzigen Vertreter der großen Prominenz waren dann auch Yusuf (Der ehemalige Cat Stevens, wie man bei RTL nicht müde wurde zu betonen, um den Zuschauern den Schrecken vor dem bösen fremden Namen zu nehmen) und Bono Vox (der für seine gerechte Sache aber auch jedes Forum wählt, das ihm geboten wird). Bezeichnend, dass Bono den Preis mit den deutschen Worten: "Ich habe ein Echo!" entgegennahm. Den Zusatz: "...was immer das auch ist, aber Ihr habt ja bald den G8-Gipfel und deshalb bin ich mal vorbeigekommen." hat er sich dabei erspart.

Ansonsten machte die Deutsche Phono-Akademie als Veranstalter des ECHO aus ihrer Sicht aus der Not wohl eine Tugend: „Wer nicht kommt, der kriegt auch nix“. Nur so lässt es sich erklären, dass als beste internationale Künstlerin die Fahrstuhlmusikantin Katie Melua (war da) und nicht etwa die politische unkorrekte und wesentlich interessantere P!nk (war nicht da) ausgezeichnet wurde. Auch die Entscheidung, Billy Talent als beste Alternative/Rock-Band (Als nette Kanadier die sie sind waren sie natürlich da) Könnern wie Placebo oder Tool (waren nicht da) vorzuziehen, rührt wohl da her
.
Die Auswahl der nationalen Preisträger beim Echo steht sowieso schon seit Jahren nicht mehr unter Rationalitätsverdacht. Von den schon erwähnten LaFee und Silbermond, über den unvermeidlichen Roger Cicero bis hin zu Bushido fällt einem auf, dass es nicht nur an der Sprache hängen kann, das deutsche Musik im Ausland nicht ähnlich erfolgreich ist wie umgekehrt. Und da sind wir wieder bei Lisa Bund. Wer solche Superstar-Kandidaten hat wie wir, der braucht sich um die Erholung des deutschen Pop-Business keine Illusionen zu machen. Wo in anderen Ländern selbst die ausgeschiedenen Kandidaten (Kelly Clarkson) bessere Musik machen als unsere Sieger wie Tobias Regner oder Lenor-Vertreter Alexander Klaws, da ist eine Versorgung des Massenpublikums mit wenigstens gut produzierter Popmusik in weiter Ferne.

Wer dann noch in die Fänge von RTL gerät ist kaum noch zu retten. Ein Sender, der die komplette Sendung seinen Zuschauern als „live“ verkauft, das Ganze aber nahezu zwei Stunden (!) zeitversetzt überträgt (wie ein Vergleich mit dem Live-Ticker von Spiegel Online zeigte), legt seine Motive offen: Hauptsache billig produziert, erprobte Konzepte und genug Crosspromotion. Bis nächste Woche dann, der Boxkampf von Henry Maske ruft!

Donnerstag, März 09, 2006

Die schlechtesten Fans der Liga

Dem Marcel einen tiefen Dank für das folgende, wunderbar geschriebene Stück über die Fans des FC Bayern. Enstanden ist das Ganze nach einer Derbyniederlage der Bayern gegen 1860 München im Jahre 1999. Das Gesagte ist aber wahrscheinlich auch heute noch auf einen Großteil des Münchener Publikum anwendbar, wie wir in Folge der 1:4-Niederlage der Bayern in Mailand bestimmt bald wieder beobachten können:

Von Katrin Weber-Klüver

Muss man sich derzeit Sorgen um die Bayern-Fans machen, deren Verhältnis zu ihrer Mannschaft wie zertrümmert scheint? Eigentlich nein, denn alles andere wäre pure Heuchelei. Das Mitleid gehört einzig und allein den Spielern.

Wenn sie nicht so unglaublich viel verdienen würden - und Geld entschädigt ja angeblich für einiges - müsste man die Spieler des FC Bayern München bedauern. Wem wünscht man schon solche Fans?

Ein einziges Derby haben die Spieler verloren - vielleicht nicht in Hochform, vielleicht tatsächlich mit gebremstem Einsatz. So was soll es geben, dass man im Fußball Spiele verliert. Der FCB-Anhang aber sieht das anders, wendet sich wütend ab und ist tagelang beleidigt. Anschließend glaubt er, die Spieler mit exklamatorischen Transparenten bestrafen zu können: "Schämt Euch Ihr Söldner!" am Mittwoch in Mannheim, "Wir verzeihen nicht!" am Sonnabend in München. Da muss man als Spieler wohl nicht einmal die Eisbergmentalität eines Effenberg haben, um nur mit den Schultern zu zucken, sich desinteressiert abzuwenden - vielleicht sogar ganz im Stillen traurig zu sein, nicht Fans zu haben wie alle anderen auch. Solche, deren Wut aus Leidenschaft entspringt.

Bayern-Fans sind anders. Ihnen ist alles egal, nur eines muss sein: Dass sie als Sieger nach Hause gehen. Gemeinhin werden Kinder durch familiäre Einflüsse, qua Geburtsort oder durch merkwürdige, schicksalhafte Zufälle Anhänger eines Fußballvereins. Aber es gibt eben auch diese Kinder, die als Fünfjährige cholerische Wutanfälle bekommen, bloß weil sie mal beim Murmelspiel verlieren. Die werden dann Bayern-Fans.

Weil sie den Verein nicht aus Zuneigung ausgewählt haben, sondern um auf der Gewinnerseite zu stehen, sind sie die schlechtesten Verlierer von allen. Manche FCBler, womöglich in Pinneberg, Iserlohn oder Neuruppin aufgewachsen, haben jetzt zum ersten Mal im Leben eine Derby-Niederlage mitbekommen. Jeder normale Fußballfan kennt vergleichbare Situationen, er kennt die Optionen Sieg, Unentschieden, Niederlage und er versteht es, das Spektrum von Jubel bis Endzeitstimmung auszuleben.

Bayern-Fans können das nicht. Sie sehen Fußball wie "Derrick": Es muss nervenschonend spannungsfrei zugehen und der Erfolg am Ende von Anfang an feststehen. Alles andere - Betrug! Betrug am Konsumenten. Nichts anderes ist der Bayern-Fan: ein Konsument, der Service erwartet. Aber hopp, hopp bitte.

Schon bei kleinsten Pannen wechselt der Bayern-Fan pikiert den Anbieter. Niemand in Dortmund käme auf die Idee, in schweren Zeiten wie diesen zum VfL Bochum überzulaufen. In München wechselt der beleidigte Bayern-Fan zwischenzeitlich schon aus nichtigeren Gründen als einer Derby-Niederlage mal zu Unterhaching. Zur Strafe für den großen FCB sozusagen. Den interessiert das zwar nicht, das aber interessiert wiederum den FCB-Fan nicht. Der interessiert sich nur für sich. Da kennt er nichts. Aber er kennt ja ohnehin nichts. Jedenfalls nichts vom Fußball."


Mittwoch, November 16, 2005

Reanimation

Was bin ich froh, es war noch nicht zu spät. Mein Blog lebt noch und nun, da ich jeden Tage über Stunden hinweg online sein werde, zwecks Erstellung einer Magisterarbeit, kann ich ihn wieder ordentlich und regelmäßig mit Inhalt beliefern. Hier schließlich nur mal eine kleine Auswahl der Themen, die mir in den vergangenen Wochen und Monaten durch die Lappen gegangen sind, weil ich meinen Blog so alleine gelassen habe:

- Bela Rethy (ZDF) als es beim Länderspiel Frankreich-Deutschland zu einer kleineren Rangelei auf der Tribüne kommt: "Die Beteiligten sind nicht einwandfrei einer ethnischen Gruppe zuzuordnen" - Na was ein Glück, stelle sich nur mal einer vor, ein edler Deutscher hätte den Krawall angefacht und nicht so ein "Gesindel" aus dem französischen Banlieu-Busch.

- Stoiber! Kein weiterer Kommentar nötig. Ihm und Muschi alles gute im bald bevorstehenden Ruhestand.

- Die Bundestagswahl der Verlierer: Merkel bekommt per Votum gesagt, dass sie keiner will und wirds dann doch, weil Schröder meint am Wahlabend mal ein bisschen einen auf dicke Hose und Helmut-Kohl-Ich-Geh-Hier-Net-Weg machen zu müssen.

- "Wir sind Papst!", "Du bist Deutschland!", "Ich bin zwei Öltanks!". Was kommt als nächstes?

Man sieht also, da geht noch einiges in den nächsten Tagen, Wochen undMonaten dieser unserer Zeitrechnung, die sich rückwärtszählend nur an einem Ziel ausrichtet: Dem 9.Juni 2006. Dann heißt es natürlich nur noch "Wir sind WM!" Und was danach kommt, ist ja eigentlich egal.

Donnerstag, April 28, 2005

Ab zum Spargelstechen

Die Lebenslüge der deutschen Politik wird ja immer wieder fröhlich weitergesponnen: "Jaja, wir können an der Arbeitslosigkeit mit politischen Mitteln strukturell was verändern." Unglaublich, dass man das immer noch ungestraft in der Öffentlichkeit behaupten darf, ohne für Volksverdummung belangt zu werden.
Nachdem das ganze Thema Arbeitsmarktpolitik also schon lange zum öffentlichen Trauerspiel wurde und wir uns schon damit die Zeit vertrieben haben, zu zählen, wie oft der Außenminister sagt, dass er die Verantwortung für die Fehler in seinem Ministerium übernimmt ohne dabei auch nur in irgendeiner Form Verantwortung zu übernehmen, kommt vom rechten Bühneneingang die Rettung in Person von Christean Wagner. Dieser schnittige Herr mit Hornbrille ist Hessens Justizminister und hat scheinbar zuviele Science-Fiction-Romane gelesen. Als sein politisches Vermächtnis bezeichnet er nämlich die Einführung der elektronischen Fußfessel für Straftäter auf Bewährung. So weit so gut. Jetzt (oder besser gesagt im März) hat eine Pressemitteilung aus seinem Ministerium aber für ein bisschen neuen Schwung in der Diskussion über die Arbeitslosigkeit gesorgt. In dieser Mitteilung ging es nämlich um folgendes:

Wörtlich hieß es in der Pressemitteilung vom 10. März: „Die elektronische Fußfessel setzt bei Straftätern Motivation und Kräfte frei, die mit herkömmlichen Mitteln der Bewährungshilfe nicht erreicht werden können. Die Fußfessel-Träger werden zu einer für ihre Verhältnisse hohen Selbstdisziplin und zur Erfüllung des ihnen vorgegebenen Wochenplans angehalten. Die elektronische Fußfessel bietet damit auch Langzeitarbeitslosen und therapierten Suchtkranken die Chance, zu einem geregelten Tagesablauf zurückzukehren und in ein Arbeitsverhältnis vermittelt zu werden.“ (Quelle: hr-online.de, 28.4.2005)

Ich will dem Justizminister ja nicht mal unterstellen, dass er wirklich die Idee hatte, Langzeitarbeitslose mit eletronischen Fußfesseln zu versehen, wie es sich aus dem letzten Satz des Zitats herauslesen lässt. Ist wohl einfach nur blöd formuliert. Aber sorry lieber Herr Wagner, die Vorstellungen sind einfach zu verlockend, da würde mir ihr Chef Rolle Koch bestimmt zustimmen:
- Zum Spargelstechen eingesetzte Langzeitarbeitslose können mit einer technisch aufgemotzten Version der Fußfessel bei Schichtende per Fernbedienung in den Bus gelenkt werden.
- Sie könnten die Schnaps-Abteilungen von Super- und Getränkemärkten sowie alle Trinkhallen Hessens mit elektronischen Sperren für Langzeitarbeitslose ausstatten. Schließlich sind das ja eh alles Alkoholiker und Taugenichtse, nicht wahr.
- Sinnvolle Erweiterungsmöglichkeit: Ein Speichelkontrollierendes elektronisches Halsband. Damit könnten sie bestimmt bei den Frankfurter Parteifreunden punkten, die jetzt schließlich ein Bußgeld fürs Auf-die-Straße-Spucken einführen wollten.

Aber wem erzähl ich das alles? Wahrscheinlich sind Sie da schon weiter als meine Gedanken. Mit Sicherheit laufen bereits Christian Wulff und Angela Merkel mit einer unsichtbaren Version der Fußfessel herum und in Eschborn sitzt ein feixender Ministerpräsident in seinem zur Kommandostation umgebauten Hobbykeller und überwacht jeden Schritt der beiden letzten verbliebenen Gegner auf dem Weg zu Bundeskanzleramt und Weltruhm.

Dienstag, April 26, 2005

Mainzer Schule

Lehrende der Uni Mainz im Fernsehen als Experten zu sehen, ist ja nichts Neues. Wer hat nicht schon mal den unvermeidlichen Falter bei Christiansen, Mittagsmagazin, Phoenix, Kerner, Sportschau oder Bio-Wetter gesehen? Auch der (Ex-)Wirtschaftsweise (Issers noch?) Peffekoven wurde ab und an mal befragt. Ganz neu ist aber, dass jetzt auch meine beiden Lieblings-Dozenten aus Publizistik, die Doktoren Carsten Reinemann und Marcus Maurer, in den Tagesthemen zu den Befragungen im Visa-Untersuchungsausschuss ausgequetscht werden.
Chapeau die Herren. Da bleibt nur anzumerken, dass diesen beiden im vergangenen Jahr eine vernichtende 0:2 Niederlage im Dozenten-Studenten-Fußballmatch beigebracht wurde und - viel wichtiger - dass sie mir zuletzt doch tatsächlich meine Hausarbeit mit einer schönen runden 1,0 bewertet haben ;-) HA, HA! Wir sehen uns alle dann bei den Tagesthemen nach der Bundestagswahl 2014.

Mittwoch, April 20, 2005

Weißer Rauch in eurem Kopf

Noch keinen Kandidaten für die peinlichste Überschrift der Geschichte? Hier kommt mein Vorschlag: "Wir sind Papst!" (BILD vom 20.4.2005, danke an Franklin für den Hinweis). Das setzt dem ganzen Irrsinn der letzten Tage doch irgendwie die Krone auf (Und da können die BILD-Redakteure an Führers-Geburtstag wenigstens ungestraft Allmachtsphantasien hinterherhängen). Nachdem der ehemalige Papst nach langem Leiden endlich den Weg zu seinem Oberhirten antreten durfte und es danach im deutschen Fernsehen ein bisschen zuging wie in der umgedrehten Fortsetzung von "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" (Ich hab neben Papst, Juhnke, Fürst Rainier und Charles & Camilla die ganze Zeit auf den vierten Todesfall gewartet) jetzt diese Woche die Krönung:
Der/die/das (da waren sie sich nicht so einig) Konklave in Rom. Zwei Tage lang bekommt man auf sieben Kanälen parallel einen alten Schornstein live übertragen. Das hatte in etwa den Unterhaltungswert von Big Brother nachts um 4h, lief aber diesmal hauptsächlich auf öffentlich-rechtlichen- und Nachrichtensendern. Gestern dann die Erlösung und zugleich das Waterloo für einen geschätzten Mann namens Michael Mandlik (Bayerischer Rundfunk, was auch sonst). Hier nur ein paar kleine Auszüge seiner Bewerbung für die Goldene Himbeere als schlechtester Hauptdarsteller 2005:
- "Weißer Rauch, wir sehen weißen Rauch"
- "Ist der wirklich weiß der Rauch. Die Menschen sind sich noch unsicher"
- "Ich bin so glücklich, dass endlich die Glocken läuten"
- "Ratzinger ist ein Mann des Aufbruchs"
- "Gerade die Jugend liegt ihm sehr am Herzen"
- "Er sah so locker und gelöst aus. Man sagt immer er sei hart, aber das ist er gar nicht."
und das Highlight:
- "Die Anspannung der letzten Tage wirkte wie weggebl..., weggeweht."

Also entweder Mandlik eine ganz spezielle Beziehung zu Ratzinger (Was seine Angst vor dem Wort weggeblasen erklären würde) oder er hat zuviel von dem konsumiert worum es in einem Chanson der Gruppe "Creme de la Creme" geht. Dieses Lied trägt passenderweise den Namen "Weißer Rauch" und passt nahtlos in solche Werke der gleichen Combo wie "Titten" oder "Haschischkakalake". Aber da er vom BR ist, hat er ja bestimmt nicht inhaliert. Er kann ja seinen Gesprächspartner von gestern - Uli Wickert - fragen, was dann passiert.

Montag, April 11, 2005

Ja er lebt noch, er lebt noch, er lebt noch...

Zweieinhalb Wochen in Deutschland. Der erste Teil des Kulturschocks ist überwunden - Zeit sich mal wieder dem eigenen Blog zu widmen, der im letzten Monat doch sehr gelitten hat.
So ist es dann also wieder aus dem Auslandssemester zurückzukommen. Es kommt einem ein bisschen so vor, wie in einer dieser Science-Fiction Fantasien, wie zum Beispiel in "Contact" mit Jodie Foster. Während in der Welt nur Sekundenbruchteile vergangen sind, war man selbst für Stunden in einer anderen Welt. Jetzt wirds natürlich leicht abgedreht, aber irgendwie hat sich hier ja überhaupt nix verändert. Nur mit dem Unterschied, dass ganz viele Leute nicht mehr da sind, andere nur noch am Lernen und ich hier kaum noch jemanden treffe, den ich kenne.
In Ermangelung besserer Aufgaben werde ich mich dann jetzt wohl auch mal daran machen, das Studienende in Angriff zu nehmen. Nächster Halt: Hauptseminar mit Examensklausur zum Thema "Parteireformdebatte in Deutschland" HMMM, spannend...

Dienstag, März 08, 2005

Laugh Hard

"Die Hard"-Koenig Bruce Willis hat jetzt bei David Lettermann unter Beweis gestellt, was fleissige "Friends"-Zuschauer eh schon wusste: Er ist ein absolut begabter Komiker. Seine Sprueche ueber seine eigene Sex-Video Kollektion sind zwar innerhalb des GMX-Artikels leider schlecht uebersetzt (Die Uebersetzung "Schwammbruce ohne Hose" laesst leider nicht wirklich erraten, inwiefern Willis den Namen der Kultfigur "Spongebob Squarepants" auf englisch veraendert hat.), aber immer noch witzig.

Freitag, März 04, 2005

Grosse Worte

Da befand ich mich vor kurzem in einem kleinen elektronischen Postkontakt mit dem Jo, den es mittlerweile nach Berlin verschlagen hat. Auf seine Frage hin, wie es den so iss in Valencia berichtete ich ihm dies und das und darueber hinaus auch, dass es hier durchaus ueblich sei, ab und an mal etwas laenger auszugehen und dabei zwei drei San Miguel zu konsumieren. Daraufhin bekam ich die nun folgende Mail zurueck. Und ich moechte den Jo an dieser Stelle dafuer ehren: Das war mit Abstand die beste E-Mail, die ich in den vergangenen sechs Monaten bekommen habe. Aber lesen Sie selbst:

"Da komm ich grad vom Schlecker und grüße sie Herr becker.
Sie solle net so viel saufe, sondern lieber mal n schrittche laufe,
Des tut net nur de niere gut, sondern aach der frau mit hut,
Die auf ihrem schlitten saß und sich einen apfel aß.
Und traube, möhre, federvieh, gefresse hot se wie noch nie
Schnaps und wein noch obbedruff, dann lag se da in ihrem suff.
Und ist verrecket elendich, hin her gerisse hot se sich,
Des soll ihne net passiere beckersmann, drum trink dich lieberlebertran.
Helau."

Mittwoch, März 02, 2005

Endspurt

So liebe Leute,

lange war hier nix mehr von mir zu lesen. Das hat aber auch nen ganz einfachen Grund. Seit dem 21.Februar ist das Internet in meiner Wohnung nicht mehr angeschlossen. Jetzt habe ich aber an der Uni eine regelmaesige, kostenlose Zugangsmoeglichkeit zum Internet gefunden und kann deshalb auch wieder a bisserl was schreiben.
Seit vergangenem Montag hab ich jetzt einen neuen compañero de piso (Mitbewohner). Thorsten, ein Freund eines Bekannten von hier, kommt gerade von seinem Auslandssemester aus Leon in Nordspanien. Ist ein recht umgaenglicher Zeitgenosse und irgendwie ist es schon angenehmer nicht komplett alleine in einer Drei-Zimmer-Wohnung zu wohnen.
Die Kaeltewelle in Spanien hat uns hier gluecklicherweise nur bedingt erwischt. Zwar ist schon seit zwei Wochen fuer Valencia-Verhaeltnisse ziemliches Scheisswetter, aber bei 8-12 Grad und meistens trocken kann man sich eigentlich nicht beschweren.
Trotzdem hoffen natuerlich alle, dass es die kommenden Tage endlich besser wird. Schliesslich haben hier jetzt die "Fallas" angefangen. Am Sonntag war grosse Eroeffnung mit - wie soll es in Valencia auch anders sein - Feuerwerk. Momentan beschraenkt sich das ganze noch darauf, dass jeden Mittag um 14h die "Mazcletas" sind. Da werden dann am Rathausplatz zehn Minuten lang unglaublich laute Boeller abgefeuert. Wenn da mittendrin eine ETA-Bombe hochgehen wuerde - ich koennte den Unterschied an Lautstaerke wahrscheinlich nicht feststellen. Richtig los geht es dann am 15.3.. Ab da, das meinten zumindest die Spanier vom Badminton, passiert hier nix anderes mehr als eine einzige grosse Strassenparty ohne Pause. Aber ich bin ja Mainzer-Fassenacht-gestaehlt, ich sollte da keine Probleme bekommen.
Am Freitagmorgen gehts erstmal ab nach Granada. Noch n bisschen in Kultur machen und die Alhambra etc. begutachten. Nach einhelliger Meinung aller die schon da waren ein absolutes Highlight. Schaun' mer mal - oder wie der Spanier sagt: Vamos a ver.
Matthias

P.S.: Wer mag Guido Knopp vom ZDF nicht, so wie ich? Der Woerterbuch-Verlag PONS hat mal wieder die kreativsten Wortschoepfungen des Jahres gekuert. Darunter auch das Wort "Knoppaganda" von einem Redateur des SZ-Feuilletons. Ich find das sehr lustig.

Montag, Februar 21, 2005

Déjà vu

20. Februar 2005, Kiel, kurz nach sechs: Ein Fehler in der Matrix! Ein CDU-Politiker mit weißen Haaren steht vor Mikrofonen und ruft aus "Wir haben die Wahl gewonnen!" Der Satz kommt mir einfach nur so unglaublich bekannt vor. Let's refresh:
22.September 2002, Parteizentrale der CSU in München, in den frühen Abendstunden: Ein CSU-Politiker mit weißen Haaren steht vor Mikrofonen und ruft aus "Wir haben die Wahl gewonnen!"
Damals wie heute ein Trugschluss. Gebrannte Kinder scheuen das Feuer wohl doch nicht (die 5 Euro geb ich gerne ins Phrasenschwein). Ein winziger Tipp an die CDU oder wahlweise auch an die CSU. Füße auf den Teppich und warten bis euch jemand SAGT, dass ihr die Wahl gewonnen habt. Das erspart die Peinlichkeit am nächsten morgen, wenn eben doch wieder die SPD und die Grünen die schönen Ledersessel im Kabinettssaal untereinander aufteilen dürfen.

Freitag, Februar 18, 2005

CDU-Nachwuchshoffnung Eckart von Klaeden unter der Lupe

Nicht genug, dass Joschka Fischer sich im Bundestag von Michael Glos (CSU) als "Zuhälter" bezeichnen lassen musste. Im jetzt - durchaus zu Recht - eröffneten Untersuchungsausschuss zur Visa-Affäre muss er sich auch noch tatsächlich mit einer der größten Würste auseinandersetzen, welche die CDU auf dem Teller hat: Eckart von Klaeden.
Der versuchte vor ein paar Jahren schon, den Außenminister bei dessen militanter Motorrad-Helm und Polizisten-Verdresch-Vergangenheit zu packen, und rüstet sich jetzt zum zweiten Anlauf. Manche mögen das als Kompensation für Dickleibigkeit oder Nachwirkungen erhöhter Pubertätsakne und daraus resultierendem Mangel an sexuellen Kontakten deuten. Egal ob dies zutrifft oder nicht - vielleicht wäre es mal interessant, sich in diesem Zusammenhang die Vergangenheit des selbst-ernannten Saubermannes anzuschauen.
Eine Frage, die sich bei Mitgliedern der Peter Hintze und Peter Hahne-Partei immer stellt ist: Was hat der eigentlich während der CDU-Spendenaffäre so gemacht? Eine Frage, auf die sich eine befriedigende Antwort im Archiv der TITANIC unter dem Titel "Großes Schwarzgeldtreffen in Luzern" finden lässt. Mit dabei: Eckart von Klaeden und Ex-CDU-Bundesgeschäftsführer Willi Hausmann auf der Suche nach 3 Millionen Schweizer Franken, die urplötzlich auf einem CDU-Konto der "Credit Suisse" aufgetaucht sein sollen. Viel Spaß dabei.

Donnerstag, Februar 17, 2005

Titanenhochzeit

Das Dieter Bohlen es gerne hat, wenn seine Gespielinnen plastisch aufgepeppt sind, kann man an der Reihe von Naddel über Verona Feldbusch bis hin zu Estefania eindrucksvoll sehen (Warum ist der eigentlich fast immer nur mit Frauen zusammen, die keinen Nachnamen haben?).
Eigentlich ist die neueste "Verlobte" - exklusiv präsentiert von web.de (siehe Bild unten) - da nur die logische Konsequenz. Ein Tipp nur für uns Diedder: Größeres Haus kaufen. Deine Verlobte umgibt sich so gerne mit Minderjährigen und exotischen Tieren.
Herzliche Grüße und vielen Dank an die Petra für Hinweis und Bild. Bis bald mal in Münster
Matthias


Gesucht - Gefunden. Oder wie der Hesse sagt: Jedes Dibbsche hat sei Deckelsche Posted by Hello

Dienstag, Februar 15, 2005

Das Fähnchen im Wind

Als Student einer Geisteswissenschaft ist man sich ja immer bewusst, dass es später mal schwierig wird, vernünftig bezahlte Arbeit zu finden. Auch aus diesem Grund lästern wir ja so gerne über die Juristen und BWLer ab, die alle später mal in ihrem Vortstadt-Haus mit Pool, Frau, zwei Kindern, Hund, Benz und 22-jähriger Jurastudentin als Gespielin sitzen wollen.
Im Zusammenhang mit dem Wettskandal um Robert Hoyzer denke ich mir aber so langsam, dass der Eindruck von Anwälten, die einfach an nichts Bestimmtes glauben sondern dort auftauchen, wo sie besser bezahlt werden, vielleicht doch nicht so falsch ist. Man nehme Christoph Schickardt. Seineszeichens Sportanwalt und eigentlich bei jedweder Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht Vertreter einer (der besser zahlenden) Seite. Auch ich hatte schon das Vergnügen, ihn persönlich kennen zu lernen. Ein sehr schleimiger und unangenehmer Zeitgenosse mit schwäbischem Akzent und der Körpersprache von Edmund Stoiber.
Nun war Schickhardt erst Ende letzter Woche als Anwalt des HSV im Einsatz und erreichte für die Hamburger den Schadensersatz für deren Ausscheiden im manipulierten DFB-Pokalspiel gegen Paderborn. Schön und gut. Heute taucht Schickhardt dann allerdings als Anwalt von LR Ahlen auf, um zu verhindern, dass deren - ebenfalls manipulierte und durch Ahlen gewonnene - Partie gegen Burghausen wiederholt wird.
Mich hätte ja mal interessiert, wie seine jeweiligen Argumentationen abelaufen sind. Wahrscheinlich hat er letzte Woche argumentiert, dass Hoyzer ein geständiger Betrüger sei und heute dann darauf verwiesen, dass die staatsanwaltlichen Ermittlungen noch laufen und Hoyzer noch gar nicht verurteilt sei.
Na wenigstens wissen wir jetzt, dass Ahlen mehr Geld hat als Burghausen und der HSV mehr als Paderborn. Das kann man offensichtlich immer daran erkennen, auf welcher Seite Christoph Schickhardt auftaucht. Für bestimmte Überzeugungen scheint der sich jedenfalls nicht zu engagieren.
Immerhin wird das Spiel Ahlen - Burghausen jetzt trotzdem wiederholt. Wird Schickhardt aber egal sein, übermorgen tritt er bestimmt an, irgendeinem der geschädigten Vereine ein Wiedrholungsspiel zu erstreiten - wenn sie gut genug zahlen. Schließlich hat er Samstagabend wieder ein Date mit seiner Jurastudentin. Und die hat doch letztens in der Stadt tiese tollen Brillantohringe gesehen, die sie auch beim Sex anbehalten würde, wenn er das will...